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Einsatzgebiete für Multikopter in der Luftbildarchäologie

Durch den rasanten Fortschritt in der Entwicklung von Schwebeplattformen und Multikoptern sind diese inzwischen in einem erschwinglichen Preissegment angelangt. Eine Vielzahl von Anbietern auf dem europäischen, amerikanischen und vor allem asiatischen Markt wetteifern um die Kunden, die diese Technik für sehr unterschiedliche Zwecke einsetzen. Die Spannbreite geht vom Hobbybereich über professionelle Luftbildfotografie bis hin zu Spezialsystemen im Katastrophenschutz, Landwirtschaft, Vermessung und Systemüberwachung.

Ein spannendes Einsatzgebiet für Multikopter ist die Luftbildarchäologie. Bisher stützt sich diese vorrangig auf Aufnahmen aus dem Kleinflugzeug oder Motordrachen. Eine weitere genutzte Möglichkeit sind die Aufnahmen von einem gelenkten Hebedrachen (KAP - Kite Aerial Photography). Bodennahe Aufnahmen (z.B. zur Ausgrabungsdokumentation) erfolgen entweder über hohe Stative oder von Feuerwehrleitern, aus Baggerschaufeln und von Kränen.

Ein Multikopter erweitert nun die Aufnahmemöglichkeiten in Bereichen, bei denen die bisherigen Verfahren eingeschränkt sind. Er operiert in Flughöhen von wenigen Metern bis zur erlaubten Maximalhöhe von 100 m. Damit sind Aufnahmen aus einer Höhe möglich, in der Flugzeuge und Motordrachen nicht fliegen dürfen. In diesem Bereich steht er in Konkurrenz mit dem Hebedrachen, aber nur, wenn für den Drachenflug ausreichend Wind weht und die räumlichen Bedingungen einen Drachenflug mit langen Leinen ermöglichen. Bei Flügen z.B. zur Dokumentation von Grabungsflächen, die innerhalb geschlossener Siedlungen liegen, ist der Multikopter klar im Vorteil.

Bei bodennahen Aufnahmen (2 - 20m) liefern Aufnahmen vom Multikopter eine ähnliche Qualität wie Aufnahmen von Stativen, Leitern und Kränen. Der Einsatz eines Multikopters ist jedoch flexibler, da ein Fotoflug jederzeit möglich ist und keine aufwendigen Vorbereitungen (z.B. der Aufbau eines Hochstatives) oder vorbereitende Planungen/organisatorische Maßnahmen notwendig sind. Senkrechtaufnahmen auch über größeren Befunden bedürfen keiner Hilfskonstruktionen.

Vergleicht man die Möglichkeiten eines Multikopters und eines Flugzeuges in Bezug auf die Luftbildarchäologie, stellen sich Vor- und Nachteile für beide Systeme heraus. Das Flugzeug ist eindeutig das bessere Mittel, wenn es um die Prospektion von neuen Fundstellen geht. Mit dem Flugzeug sind lange Flugzeiten möglich, in denen sich größere Gebiete überprüfen lassen. Anders sieht es bei der Prüfung bekannter oder vermuteter Fundstellen aus. Eine regelmäßige Befliegung in kürzeren Abständen (z.B. in der Reifezeit des Getreides) ist mit dem Flugzeug zu kostspielig und aufwendig. Ein Aufstieg mit dem Multikopter ist dagegen jederzeit schnell möglich, so dass z.B. der optimale Zeitpunkt der Sichtbarkeit von Bewuchsmerkmalen abgewartet werden kann oder Verläufe von Bewuchsmerkmalen aufgezeichnet werden können. Die geringe Flugdauer und der eingeschränkte Flugradius (wenige hundert Meter) des Multikopters fällt hierbei nicht ins Gewicht.

Auch bei größeren Übersichtsaufnahmen (wie z.B. von einer aufgedeckten Trasse) hat das Flugzeug durch die möglichen Flughöhen die Nase vorn. In der Regel sind aber Aufnahmen vom Multikopter mit einem Weitwinkelobjektiv und einer Flughöhe von bis zu 100 m für die meisten Anforderungen völlig ausreichend.

Im Nachfolgenden sind die Vor- und Nachteile eines Multikopters noch einmal kurz zusammengefasst:

  • + großer Einsatzbereich
  • + schnelle Einsatzbereitschaft
  • + geringe Vorbereitung
  • + mobil
  • + sofortige Überprüfung von Aufnahmen
  • - technisch komplex
  • - erfahrener Pilot notwendig
  • - geringe Flugzeiten und Flugradien
  • - sehr eingeschränkte Möglichkeiten der prospektiven Luftbildarchäologie

Aufgrund der oben angesprochenen Punkte empfiehlt sich ein Multikopter für folgende Aufgabengebiete:

  • Erfassung und Langzeitdokumentation von bekannten Bodendenkmälern
  • Überprüfung archäologischer Fragestellungen zu bekannten Bodendenkmälern
  • Regelmäßige Prüfung von Verdachtsflächen
  • Dokumentation von Ausgrabungsständen und -ergebnissen
  • Dokumentation von unerlaubten Bodeneingriffen
  • Eventfotografie